„Wenn einer eine Reise tut…“ – Clubausflug 2024
… “ dann kann er was erzählen“, so heißt es in einem alten Sprichwort.
Und in der Tat gibt es viel zu erzählen von einem außergewöhnlichen Ausflugstag eines Teils unserer Vereinsmitglieder am Samstag 25. Mai.
Das Ziel der Reise hieß: Eisenbahnfreunde Lichtenfels e.V. im schönen oberfränkischen Obermaintal.
Der Startpunkt der Reise war: der Bahnhof Schwabmünchen bzw Lagerlechfeld, sodann für einige Bobingen und dann auch noch Augsburg Hbf.
Das „Dazwischen“ kann man zumindest für den Hinweg als ÖPNV-Abenteuer pur und in mehreren Akten bezeichnen. Zug, Bus, U-Bahn, S-Bahn, Fußweg – da war alles drin.
Ging es in Augsburg noch problemlos in punkto Plätze im Zug und Pünktlichkeit los, und war der nötige planmäßige 1. Umstieg in Treuchtlingen trotz Bahnsteigwechsel und nur ein bisschen Sprinten gut zu bewältigen, erwartete uns in Nürnberg das maximale Chaos: Denn bei unserer Ankunft stand am Bahnsteig direkt gegenüber noch ein Regionalexpress nach Coburg, der eigentlich schon 12 min weg sein hätte sollen, und auf die Abfahrtszeit „unseres“ Anschlußzuges verspätet angezeigt war, während „unserer“ dann 10 min hinausgeschoben hinterher sollte. Soweit, so gut, nur: es fuhr nichts!
Jedenfalls nicht über „unsere Strecke“ nach Bamberg-LIchtenfels via Fürth-Erlangen. Denn gemeldet war ein „Notarzteinsatz auf der Strecke zwischen Fürth und Vach“. Das verhieß nichts Gutes, weiß man doch, dass bei aller persönlichen menschlichen Tragik die hinter solch einer Meldung zu stecken drohte dies einen erhöhten auch zeitlichen Aufwand von Rettungs- und Bergungsarbeit sowie kriminaljuristischer Überprüfung bedeutete. Mehrere Stunden … ?
Als zu allem Überfluß der Lokführer des bereits an der Abfahrt gehinderten RE (in den wir mittlerweile als vermeintlich erstnächsten Zug in „unserer Richtiung“ eingestiegen waren) alle bat, auszusteigen, weil er mit seinem (Leer-)Zug unverrichteter Dinge das Gleis räumen müsse, da war Nachdenken und Handeln angesagt.
In Nürnberg bleiben? Wieder zurück nach Hause? Andere Optionen? – Klar, man hätte die Unfallstelle quasi umfahren können indem wir den Streckenast nach Würzburg und von dort über Bamberg quer nach Lichtenfels benutzt hätten. Auch die „Ost-Option“ über das Pegnitztal nach Bayreuth und dann über Kulmbach nach Lichtenfels wäre möglich gewesen. – Nur: zu welchem zeitlichen Preis? (Wir habens im Nachhinein nicht nachgerechnet)
Es gab aber noch eine wohl näherliegende Möglichkeit: vom Nürnberger Hbf mit der U-Bahn zum Flughafen und dort in den Bus der Linie 30 nach Erlangen, um wiederum dort am Bahnhof einen RE oder eine S1 nach Bamberg zu ergattern. Schließlich geht man ja als bahnkundiger Bahnkunde davon aus, dass die DB in solch einem Fall reguläre Züge von Norden her zumindest bis zum dem Unfallort nächsten Bahnhof (das wäre Erlangen!) heranführt, dort „bricht“ und wieder einigermaßen regulär oder auch quer zum Fahrplan wieder zurück nach Norden führt, um einfach auf dem Rest der Strecke weitestgehend vielen Passagieren ein Fortkommen zu ermöglichen.
Doch der Bahnkunde denkt – die DB lenkt… nichts! In Erlangen nach einigermaßen glücklich überstandener Busfahrt – da hatte wirklich alles gepasst vom U-Bahnanschluss bis zum Platz im am Flughafen pünktlichen 30er Bus! – entlang der B4 und über die A3 hinweg samt 150 Fußweg von der Bus-Endstation zum schicken Erlanger Bahnhof angekommen kein Personenzug weit und breit. Während interessanterweise über die anscheinend komplette Strecke hin und her Güterzüge durchaus fuhren. Da kommt man sich als Kunde ziemlich vera—lbert vor!
Dann endlich eine Ansage, es käme nun eine S1 Richtung Bamberg. Jedoch: fast 5 min lang bereits Hp1 „grün“ am Ausfahrtssignal Gleis 2 Richtung Norden – und keine S-Bahn, dafür noch ein ICE in rauschender Durchfahrt auf Gleis 1. Lange Gesichter, gespanntes Warten – und dann kam sie wirklich: die S1 nach Bamberg!
Wir – mit inzwischen angestauten vielen anderen – nichts wie hinein — ach neee… ging ja nicht. Die S1 kam wohl als erster Zug wieder aus Nürnberg Hbf heraus und war brechend voll: überwiegend junge Menschen in Tracht und Bierlaune, die die Erlanger Bergkirchweih besuchen wollten. Die mussten alle erst mal raus – und das dauerte so einige Minuten.
Aber dann: Sitzplätze über den gesamten Wagen verteilt gefunden. S1 fährt ab und wir fröhlichen Mutes Richtung Bamberg. Uns war klar, dass dort S-Bahn-Endstation war und wir erst einmal hoffen mussten, dass dann irgendwo auf der nördlichen Querlinie Würzburg – Lichtenfels – Hof wieder ein Zug daherkommen musste für uns.
Zwischendrin vielleicht erwähnenswert, dass natürlich das Handy glühte, weil man ja eigentlich um 12 Uhr zum Mittagessen in der Wirtschaft in Lichtenfels erwartet worden war und dann um 13:30 bei den Eisenbahnfreunden sein wollte. Die Abfahrt aus Erlangen fand letztlich aber gerade erstmal genau 13:30 statt. Also die freundlichen Wirtsschwestern der Gasthauses Wallachei sowie den Vorsitzenden der Lichtenfelser Modellbahner auf dem Laufenden gehalten (und bei Laune) und immer wieder zuversichtlich gemeldet: „Wir kommen! (Nur: wann? Das können wir nicht sagen grad)“.
In Bamberg dann ein kleines privates Rendezvous mit dem Sohn des Autors, dessen Kleidertasche der Papa von zuhause an den Studienort praktischerweise mitgenommen hatte (als einziger in der Ausflugsgruppe mit Reisegepäck 🙂 🙂 – die Übergabe hätte 2,5 Stunden früher stattfinden sollen… nun ja.
Nun erwartete uns aber endlich einmal eine positive Überraschung: da stand am nächsten Bahnsteig tatsächlich ein verspäteter Regionalexpress aus Würzburg in Fahrtrichtung Lichtenfels! Glück für uns, weitere 25 min Verzögerung gespart, Eingestiegen… und endlich, endlich in entspannter Fahrt die letzten Zugkilometer bei herrlichem Sonnenschein unter blauem Himmel durch die wunderbare sattgrüne Obermaintal-Landschaft gerauscht, am Staffelberg vorbei, zwischen den auf Nord- bzw Südhügeln gelegenen Kloster Banz (im örtlichen Volksmund noch heute „Schloß Banz“ genannt, nachdem Kaiserin Sisi’s Vater, der Wittelsbacher Herzog Max in Bayern Banz mehrere Jahrzehnte zu einem seiner Wohnsitze zählte) und der bekannten Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen hindurch in den Bahnhof „Lichtenfels – Die deutsche Korbstadt“, eingefahren.
Mit satten 3 Stunden Verspätung gegenüber Plan.
Insgesamt knapp 7 Stunden Reisezeit von Schwabmünchen nach Lichtenfels. Bayern Süd nach Bayern Nord. In solch einer Zeit fahren andere von uns aus mit dem Auto nach Hamburg! Oder fliegen von München nach Chicago!
„Vielen Dank, dass Sie mit der Deutschen Bahn gefahren sind. Beehren Sie uns bald wieder!“ – Ja, der Autor weiß, dass für einen „Personenschaden im Gleis“ die DB erst mal nichts kann – aber Flexibilität im kundenfreundlichen Umgehen mit solch einer Lage und mit Möglichkeiten im Fahrbetrieb zugunsten wartender Fahrgäste wurde dann wieder einmal auch nicht bewiesen.
Angemerkt sei, dass die abendliche – um nicht zu sagen: nächtliche – Rückfahrt nahezu pünktlich und komplikationslos verlief mit nur 2 Umstiegen in Nürnberg und Augsburg. Auch wenn wir in Augsburg einen Triebwagenführer geärgert hatten, der uns beschimpfte, weil wir eine seiner Zugtüren am Schließen hinderten bis einer unserer älteren Kollegen atemlos auch den Einstieg schaffte; 4 min Umsteigezeit von einem RE zum anderen über 2 Bahnsteige hinweg (bzw natürlich untendurch!) ist sportlich, um nicht zu sagen: vom Fahrplaner daneben geplant. Dann bei 1m Verspätung des eintreffenden RE den Anschluß nicht ermöglichen wollen ist äußerst schwach vom Lokführer. Während woanders die DB anstandslos 3 Stunden Verspätung zusammenkommen läßt mit einem entschuldigenden Achselzucken, regt sich da wirklich um 22:32 Uhr ein Triebfahrzeugführer auf, weil er (vielleicht knapp) mit 1 min Verspätung loskommt, wenn Fahrgäste in einer mitmenschlichen Geste auch „Schwächeren“ das Mitkommen ermöglichen). Liebe DB: ein schwaches Bild gebt ihr da ab. Es waren noch mehr Fahrgäste mit Koffern dann am Bahnsteig zurückgeblieben, die erschöpft gerannt waren um den RE nach Immenstadt noch zu kriegen – aber der Triebfahrzeugführer wollte es nicht. Tür zu – die einen drin, die anderen nicht. Glas dazwischen! So selektiert die DB – vor allem durch schlechte strukturelle Fahrplan-Planung (man hat echt den Eindruck das sei Absicht!), aber auch durch persönliche Schwächen ihrer Mitarbeitenden. Immerhin: die Schaffnerin dieses spätabendlichen RE 7 nach Immenstadt war eine sehr nette! Sie hat uns noch Hineindrängende sehr freundlich und zuvorkommend behandelt mit unseren Bayerntickets für ne ganze Gruppe – und Zeit auch für nen Scherz…
Jedenfalls: so gegen 23:15 Uhr waren alle wieder wohlbehalten daheim!
Über unseren Besuch bei unseren Modellbahnkollegen gibt es in einem anderen Artikel Lesenswertes!